AUF DEM WEG ZU VERSTÄNDIGUNG UND FREUNDSCHAFT Bericht über das Sommercamp 2000 für Jugendliche aus Bosnien und Herzegovina, den Niederlanden und Deutschland – ein Projekt von „CAMPUS15–Jugend wagt den Frieden e.V.“

Jugendliche auf dem Weg nach Europa

Neugier, strahlende Laune und viel guten Willen für gemeinsame Aktionen brachten die 35 Jugendlichen mit, die am 26. Juli in Bornheim im Rheinland ankamen, um am Sommercamp 2000 teilzunehmen. Die Jugendlichen im Alter von vierzehn bis siebzehn Jahren kamen aus ganz verschiedenen Ländern, aus der serbischen Republik und der bosniakisch-kroatischen Föderation von Bosnien und Herzegovina (BiH), aus den Niederlanden und aus Deutschland. Normalerweise haben sie kaum eine Chance sich zu begegnen, aber hier konnten sie eine einzigartige Erfahrung machen: Serben, Kroaten und Bosniaken trafen mit Jugendlichen ihres Alters von der anderen, der „feindlichen“ Seite ihres Heimatlandes zusammen, und gleichzeitig lernten sie Jugendliche aus anderen europäischen Ländern kennen. Knapp drei Wochen später, beim Abschied am 12. August, waren Freundschaften gewachsen, und ein Friedensdialog hatte begonnen.

Die Ziele

Die private gemeinnützige Organisation „CAMPUS15 – Jugend wagt den Frieden e.V.“ aus Lohmar im Rheinland hatte zum dritten Mal Jugendliche im Rahmen ihrer Arbeit für Frieden und Versöhnung zusammengeführt. Junge Menschen, in Konfliktgebieten groß geworden, sollen Vertrauen und Achtung für ihre vermeintlichen Gegner entwickeln und gleichzeitig Jugendliche aus anderen europäischen Staaten – die europäische Perspektive – kennenlernen. Das hat in einem Umfeld zu geschehen, welches für solche Kontakte die notwendige Unterstützung gewährt.

Das geschah erneut im Sommercamp 2000. Unter der Leitung von Kirsten Spiekermann, einer sehr erfahrenen Erlebnispädagogin von Catweasel e.V. aus Köln, wurde mit einem internationalen Team von Betreuern aus BiH, England und Deutschland sehr schnell eine gemeinsame Basis für den Umgang miteinander gefunden. Ein „Campvertrag“ wurde mit allen Beteiligten ausgehandelt und vereinbart, als Grundlage für das dreiwöchige Zusammenleben.

Tage der Gemeinschaft erleben

Das Sommercamp wurde in der Nähe von Köln in der Jugendakademie Walberberg durchgeführt, einer modernen Jugend-Freizeitanlage am Rande eines großen Naturgebietes. Von hier aus ging es zum Klettern, Floßbauen und -fahren, Schwimmen, Wandern und zum nahe gelegenen Phantasialand. Abenteuer- und Mannschaftsspiele, am offiziellen Sporttag auch mit Teams aus der Region, standen ebenfalls auf dem Programm. Selbst Baseball wurde mit großer Begeisterung gespielt. Die Teilnehmer konnten unter verschiedenen kreativen Angeboten wählen: Tanzen, Trommeln, Maskenbau/Maskenspiel und Tipibau. Den Bau des großen Indianerzeltes leitete eine Gruppe von Sozialpädagogen aus England an. Die Jugendlichen machten ihre eigene Camp-Zeitung, gestalteten an einer Wand in der Jugendakademie ein großes Gemälde und produzierten einen Videofilm über die Höhepunkte des Lebens im Sommercamp. Am Ende des Camps bekam jeder Teilnehmer eine Kopie des Films. Beim Thema „Wie wir leben“ wurde intensiv diskutiert; die Ergebnisse wurden in zeichnerischen Darstellungen festgehalten oder als Aktionen vorgeführt.

An mehreren Tagen fanden Gruppengespräche statt. Deutsch, Englisch, Serbisch-Kroatisch-Bosnisch waren die Sprachen, in denen man sich kreuz und quer verständigte. Die Gespräche drehten sich um die Gedanken und die Gefühlswelt von Jugendlichen. Aber auch über solch schwierige Themen wie Verlust der Heimat, Tod von Angehörigen oder Freunden, persönliche Schicksalsschläge oder schmerzhafte Erfahrungen wurde gesprochen.

Mit besonderem Einsatz wurde für das große Abschiedsfest gearbeitet, zu dem Freunde und Förderer von CAMPUS15 eingeladen waren. Als Gast nahm daran auch teil der Generalkonsul von BiH in Bonn, Herr Sabeta Fuad.

Zukunft

In diesem Jahr wurde wiederum deutlich, daß es für die Jugendlichen aus Bosnien und Herzegovina gemeinsame Grundlagen gibt. Sie teilen die Überzeugung, daß sie keine Schuld haben an dem, was in ihrem Land geschah. Und sie wissen, daß sie für die friedliche Zukunft zu Hause etwas ändern müssen. Am Ende waren sich die Jugendlichen einig, daß es nicht bei dieser einmaligen Begegnung bleiben darf. Die Bereitschaft unter ihnen ist überraschend groß, im Jahr 2001 zu einem Wiedersehenstreffen in BiH zusammenzukommen.

Förderung und Unterstützung

Gefördert wurde das Sommercamp 2000 von der Europäischen Kommission, dem Auswärtigen Amt, dem Landschaftsverband Rheinland, dem Kuratorium: Hilfe für die Balkan Länder, dem LIONS CLUB Siegburg, verschiedenen Gemeinden des Evangelischen Kirchenkreises an Sieg und Rhein, dem Deutschen Bundeswehrverband und der Firma EMITEC in Lohmar. Der Rhein-Sieg-Kreis, die Deutsche Telekom, der Kaufhof Siegburg, die Fluggesellschaft AIR BOSNA, die Medienzentrale der Bundeswehr in Sankt Augustin, das Jugendzentrum am Probsthof in Bonn, die Rhein–Sieg-Verkehrsgesellschaft, die Stadt Bornheim, das Wachbataillon Siegburg, das Sanitätszentrum Köln der Bundeswehr, Catweasel e.V. Köln, der Deutsche Alpenverein – Sektion Bonn und andere unterstützten CAMPUS15 bei der Durchführung des Sommercamp 2000. Aber ohne private Spenden, Mitgliedsbeiträge, umfangreiche ehrenamtliche Arbeit und kostenlose Sachbeiträge wäre das Sommercamp trotz allem nicht durchführbar gewesen.

Medienbeachtung

In folgenden Medien wurde über das Sommercamp 2000 berichtet:
• Rhein-Sieg Rundschau,
• Rhein-Sieg-Anzeiger,
• General-Anzeiger,
• Lohmarer Stadtanzeiger,
• Der Weg (Ev. Wochenzeitung),
• Deutsche Welle – Programm für BiH sowie im weltweiten englischen Programm und in den
• Hörfunkprogrammen WDR 2 und WDR 5