Zum ersten Mal zwei Vorhaben in einem Jahr – Sommercamp in Königswinter und Rückbegegnung in Bosnien und Herzegovina 

Hintergrund

Seit März 1997 gibt es die Organisation „CAMPUS15 – Jugend wagt den Frieden e.V.“. CAMPUS15 ist ein gemeinnütziger Verein und anerkannt als Träger der freien Jugendhilfe (§75 KJHG). Die Mitglieder arbeiten ehrenamtlich. Es gibt keine festangestellten Mitarbeiter.

CAMPUS15 fördert die friedliche und dauerhafte Konfliktbewältigung: Jugendlichen, die unterschiedlichen ethnischen, religiösen oder nationalen Gruppierungen angehören und aus Konfliktgebieten stammen, werden persönliche Begegnungen ermöglicht. Deutsche und andere europäische Jugendliche beteiligen sich ebenfalls. Das alles entspricht auch dem Einsatz von CAMPUS15 gegen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit.

CAMPUS15 – Sommercamp 2001

Die Begegnungen sind für CAMPUS15 seit 1998 zur jährlichen Aufgabe geworden. In diesem Jahr kam es zum 4. Sommercamp in Folge, das vom 30. Juli bis 20. August im Malteserhof in Königswinter stattgefunden hat. Serbische, kroatische und bosniakische (muslimische) Jugendliche aus Bosnien und Herzegovina (BiH), deutsche Jugendliche aus der Region und Jugendliche aus England waren dabei. Kirsten Spiekermann von Catweasel e.V. aus Köln leitete die Maßnahme.

Zum Teilnehmerkreis aus Bosnien und Herzegovina ist anzumerken: Die Republik Bosnien und Herzegovina gliedert sich heute in zwei selbständige staatliche Entitäten, der bosnischen Serbenrepublik (Republika Srpska) und der kroatisch-bosniakischen (muslimischen) Föderation sowie in den Distrikt Brcko. In der bosnischen Serbenrepublik leben zu 95 % Serben, während in der Föderation vor allem Kroaten und Bosniaken (Muslime) zu Hause sind. Brcko wird zentral von der Republik verwaltet. Führt man mit Bosnien und Herzegovina internationale Jugendbegegnungen durch, hat man darauf zu achten, daß die verschiedenen ethnischen Gruppen in etwa gleich stark berücksichtigt werden. Die Teilnehmerzusammensetzung entsprach dieser Überlegung.

In diesem Jahr waren wir mit einem Partner aus Großbritannien zusammen. MOBEX North East aus Newcastle upon Tyne in England half, gemeinsam mit unseren Freunden aus BiH, das Sommercamp 2001 vorzubereiten. Eine Gruppe von sechs englischen Jugendlichen mit einer Betreuerin nahmen teil. Dazu kam ein englisches Workshop-Team für die Phase der kreativen Workshops. Für unseren englischen Partner war das der Einstieg in einen für ihn neuen geographischen und politischen Bereich (Balkanproblematik). Die Campsprache Englisch gewann so an Bedeutung und Substanz. Für die jungen Menschen aus Deutschland und Bosnien und Herzegovina erweiterte der Kontakt mit Jugendlichen aus England den europäischen Horizont erheblich.

Rückbegegnung in Bosnien und Herzegovina

NEU an den Aktivitäten von CAMPUS15 war in diesem Jahr die erste Rückbegegnung in BiH vom 9. bis 23. Juli für die bisherigen Teilnehmer (1998 bis 2000). Die Jugendlichen aus BiH konnten ihren Freunden aus Deutschland und den Niederlanden die besondere Lage ihrer Heimat näherbringen, und die deutschen und niederländischen Jugendlichen wirkten weiterhin mit an einem Stück internationaler Versöhnungsarbeit. 71 Jugendliche und Betreuer machten mit, darunter auch 13 Jugendliche und 6 Betreuer/innen aus Deutschland. Die Rückbegegnung führte die Gruppe aus jungen Serben, Kroaten, Bosniaken (Muslime), Deutschen und Niederländern von Sarajevo nach Derventa und Banja Luka, von dort über Mostar nach Neum und zurück nach Sarajevo.

Das Besondere an der Rückbegegnung: In Sarajevo erbrachte die Gruppe einen Arbeitseinsatz für das dortige Blindenzentrum und in Derventa in der bosnischen Serbenrepublik wurde auf dem seit Kriegsende brach liegenden Außengelände der dortigen Einrichtung für Blinde von CAMPUS15 ein Garten für blinde Kinder gebaut. So kam es, daß junge Kroaten und Bosniaken gemeinsam mit Serben an einem Projekt in der bosnischen Serbenrepublik arbeiteten, und Serben leisteten gemeinsam
mit Kroaten und Bosniaken einen Arbeitseinsatz in der bosniakisch-kroatischen Föderation von BiH.

Ergebnisse

Die in den Begegnungen praktizierte Versöhnungsarbeit und der interkulturelle Austausch kommen an. Äußerungen der Teilnehmer belegen das. So meinte Sladjana, eine Kroatin aus Sarajevo: „Danke dafür, daß uns hier gezeigt wurde, daß zwischen Menschen, die sich in ihrer Heimat nicht ausstehen können, ein gemeinsames Leben möglich ist.“ Oder Jasko aus Mostar sagte: „Jetzt verstehe ich, daß wir jungen Menschen, egal woher wir kommen, die gleichen gemeinsamen Ziele verfolgen sollten.“ Aber auch für die deutschen und anderen europäischen Jugendlichen ist der persönliche und intensive Austausch mit Gleichaltrigen aus Ländern, deren aktuelle Geschichte durch politische Krisen und Kriege geprägt war, von großer Wichtigkeit. Bedeutsame politische Bildung wird so direkt vermittelt, Berührungsängste vor Menschen aus dem Ausland werden abgebaut und die Werte von Demokratie und Frieden werden persönlich erfahren.